ERC 4. Lauf in Greinbach / Österreich. 11.06.2007

Erste Europameisterschaftspunkte für Jürgen Klaenhardt

Gemeinsam mit 60 weiteren Rennfahrern aus 14 Nationen startete der Ahrensburger am 10. Juni beim vierten Lauf zur Rallycross Europameisterschaft in Greinbach/Österreich. Erneut musste er sich gegen jugendlichen Übermut behaupten und erlebte einen sehr emotionalen Renntag.

Schon in der Vergangenheit hatten es die Auftritte Klaenhardts in Österreich in sich. Sei es, dass er aufgrund seines hohen Alters keinen Leihwagen bekam oder er im letzten Jahr sogar von einem ungarischen Fahrer von der Strecke gedrängt wurde. Auch in diesem Jahr kam wieder einiges auf den Senior und sein Danmark-Snack-Rallycross-Team zu.

Bereits im Training bereitete ein Wackelkontakt in der Elektronik Probleme und sorgte für ein Absterben des Motors. "Ich habe schon schwarz gesehen und gedacht, ich müsste aufgeben" schildert der Ahrensburger. "Den Fehler haben wir noch nicht gefunden, eher zufällig haben wir das Auto wieder ans Laufen gebracht" sagt er, und erläutert: "wir vermuten einen Lötfehler in der Verdrahtung der Airbox, das Teil wird in den kommenden Tagen von einer spezialisierten Firma geröntgt".

Nach dem ersten von insgesamt drei Qualifikationsläufen bangte das Team erneut um die Teilnahme, als die technischen Kommissare den Heckspoiler des Peugeot 206 Maxi beanstandeten."Er sei drei oder vier Millimeter zu hoch" erklärt Klaenhardt, dem nun eine Disqualifikation drohte. Zum Glück blieb diese aus, so dass der einzige deutsche Vertreter im Wettbewerb bleiben durfte.

Jürgen Klaenhardt mit dem Corpus Delicti - der Heckflügel, selber nur wenige Millimeter dick

Im zweiten Vorlauf leistete sich Klaenhardt einen Dreher, geriet auf eine Grasfläche und musste dem Feld hinterher eilen. "Die Zeit war daher natürlich nicht besonders gut" zeigt sich Klaenhardt kritisch.

Im dritten Qualifikationslauf ging es für Jürgen Klaenhardt dann um den Einzug in die Finalläufe, denn nur dort gibt es für die besten sechzehn Fahrer die begehrten Meisterschaftspunkte. Klaenhardt gewinnt den Start und kann damit den Führenden der Meisterschaft hinter sich lassen. Der aus Belgien stammende Fahrer ist mehr als vierzig Jahre jünger als Klaenhardt, wurde 2005 Vizeeuropameister und konnte diese Niederlage offenbar nicht verkraften. Mit einem rüden Überholmanöver schießt er den Ahrensburger ab und geht vorbei.

"Ich war den Tränen nahe, als mein zerstörtes Auto ins Fahrerlager geschleppt wurde" gesteht Klaenhardt seine Emotionen nach diesem aufreibenden Lauf. Die 7000 Zuschauer standen allesamt auf der Seite des 71jährigen und pfiffen den Kontrahenten für dessen Aktion aus. Die Rennleitung verhängte zunächst eine Disqualifikation, die jedoch aufgrund eines Protestes des jungen Belgiers kurze Zeit später wieder aufgehoben wurde.

Trotz alledem qualifizierte sich Jürgen Klaenhardt schließlich für das große Finale am Ende des Renntages, an dem er dank des aufopferungsvollen Einsatzes seines Mechanikers Reinhold Albers doch noch teilnehmen durfte. Ohne Spoiler, mit Ersatzstoßfänger und provisorisch gerichteter Lenkung erreichte der Rallycrosser dann Gesamtrang 15 und sammelt dadurch zwei Punkte in der Europameisterschaft sowie ein Preisgeld ein.

"Was für ein turbulentes Wochenende, ich bin völlig erschöpft" gesteht der 71jährige nach dem wohl aufregendsten Rennwochenende seiner Motorsportlaufbahn. "Diese Autogrammkarte werde ich mir einrahmen" sagt ein Familienvater, der Klaenhardt um eine Unterschrift gebeten hatte, anerkennend.

Für Jürgen Klaenhardt geht es am 15. Juli auf seiner Heimstrecke, dem Estering in Buxtehude, mit der internationalen Deutschen Rallycross Meisterschaft (DRX) weiter. Im Anschluss daran folgen die Europameisterschaftsläufe in Belgien und den Niederlanden.

Text: Sven Kopf Bilder: Jakub QBA Nitka

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